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Jörgen Beckmann
Anhand des ersten Herbeder Kirchenbuches, das
1693 beginnt und die Geburts-, Trauungs- und Sterbedaten sowohl
der Herbeder als auch der Hevener Bevölkerung enthält, können
wir erkennen, daß mit dem Beginn des 18ten Jahrhunderts die
Geburtenrate die Sterberate übersteigt. Dieses deutet auf einen
langsamen Bevölkerungsanstieg hin. Zu diesem Zeitpunkt lebten
in Heven etwa 200 Personen in 17 Bauern- und 14 Kötterfamilien.
Da ein Bevölkerungsanstieg das ausreichende Vorhandensein der
lebenslimitierenden Nahrungs- und Energiestoffe voraussetzt, es
aber wegen der schlechten Infrastruktur (Wege, Transportmittel
usw.) nicht so einfach möglich war, Nahrungsstoffe aus
Überschußgebieten heranzutransportieren, müssen wir folgern,
daß die hiesige Landwirtschaft durch
Anbauflächenvergrößerung und durch die Anwendung besserer
Agratechniken mehr produzieren konnte.
Dieses wurde mit dem Einsatz der Kohle als
Brennmaterial ermöglicht, denn nun konnte man das sonst zum
Heizen und Kochen benötigte Holz entbehren. Auch als
Baumaterial wurde das Holz jetzt teilweise durch hiesige
Bruchsteine ersetzt. Somit gingen die Bauern dazu über, die
hiesigen Wälder langsam zu roden, um ihre Ackerflächen zu
vergrößern.
Der aufkommende Bergbau wiederum benötigte
mehr Arbeitskräfte als die hiesige Bevölkerung zu jener Zeit
stellen konnte. Dieses Überangebot an Arbeitsplätzen lockte
junge Männer aus anderen Gemeinden an, sich hier als Bergmann
oder Handwerker anzusiedeln.
Die hiesigen Bauern stellten den
Neuansiedlern, die meist Handwerker oder Bergleute waren, etwas
Hofesland für ein Haus und Garten in Form der Erbpacht zur
Verfügung, für das dann der Pächter als sogenannter Kötter
an den Hof jährlich Pachtabgaben sowie einige Dienste in der
Ernte leisten mußte. Auch an den Gerichtsherren zu Herbede, und
zwar den Freiherren von Elverfeldt war jährlich ein Rauch-Huhn
von jeder Kötterstelle zu liefern. Zusätzlich hatte jeder
Kötter beim Generationswechsel seinem Bauern ein Gewinngeld zu
entrichten.
Die hiesigen Bauern überließen ihren
Köttern natürlich nicht ihre besten und ertragreichsten
Äcker, sondern Randlagen bzw. ehemaliges Markenland, das erst
einmal urbar gemacht werden mußte.

Die Kotten im Hevener Dorf im Jahre 1824

Die Kotten am Steinberg im Jahre 1824

Die Kotten zwischen oberem Knapp, oberer
Menkenstraße und dem Kleff im Jahre 1824

Die Kotten an der Lakebrücke und am unteren
Knapp und Kleff im Jahre 1824

Die Kotten an der Insel bzw. Schleuse im
Jahre 1824
Bei der Zerstörung der Möhnetalsperrenmauer
am 17.5.1943 wurden bis auf das Schleusenhaus alle anderen
Häuser an der Insel von den Wassermassen weggerissen.

Die Kotten an dem Weg „Hevener Mark"
im Jahre 1824
Die Hevener Bauern waren ja zu jener Zeit
alle selbst Erbpächter ihrer Höfe, und sie mußten selbst an
den Grundherrn Pachten zahlen und beim Schultheißen Dienste
leisten. Mit der Unterverpachtung von Kötterstellen erzielten
die Bauern witterungsunabhängige feste und höhere Einnahmen,
als wenn sie auf diesen Parzellen selbst Landwirtschaft
betrieben hätten. Weiterhin standen ihnen in der Ernte
genügend Hilfskräfte zur Verfügung. Bei der Unterverpachtung
der Kötterstellen handelten die hiesigen Bauern oft ohne
Zustimmung des Grundeigentümers. Politisch wurde der Ansiedlung
nicht entgegengesteuert. Die von Friedrich dem Großen
angeordnete Markenteilung erleichterte sogar diesen Vorgang.
Die ältesten Hevener Kotten sind Wesberg,
Beermann, Ringelband, Nölcken, Lammert, Möller, Frackmann und
Bormann. Sie werden schon während des 16ten Jahrhunderts
genannt. Bei Bormann kann vermutet werden, daß dieser Kotten
aufgrund seiner Größe, seiner Lage und einer Aktennotiz in
einem Vertrag über den Tausch von Ländereien einst ein Vollhof
war. Der Schöler- Kotten und die beiden Markenkotten Plöger
und Neuhaus werden zun erstenmal zu Beginn des 17ten
Jahrhunderts angeführt, wobei angemerkt werden muß, daß eine
Familie Scholer im 14ten Jahrhundert den Hevener Spliethof
bewirtschaftete.
Bis auf den Wesberg-Kotten an der
Menkenstraße liegen alle vorgenannten alten Kotten nördlich
bzw. östlich angrenzend an die alte Bauernsiedlung im Hevener
Dorf. Die im 18ten Jahrhundert gegründeten Kottenstellen finden
wir 1. östlich angrenzend an die Bauernsiedlung im Dorf, 2.
unterhalb und am vorderen Steinberg bis zur
Universitätsstraße, 3. links und rechts des Weges Hevener
Mark, 4. in der Lake bis hin zur Herbeder Straße, 5. zwischen
Knapp und unterem Steinhügel, Brunsbergweg und unterem Kleff,
6. an der Insel und 7. am hinteren und vorderen Wannenbach. Die
älteren der neuen Kötterstellen trugen im 18ten Jahrhundert
den Namen der Flur, in der sie lagen. Als Beispiele seien hier
Espey, Hollweg, Heienberg, Obere und Untere Knappmann, Ortmann,
Am Wesberge, Krumbeck, Keupenberg (I) und Keupenberg (II)
genannt.
Das Urkataster, das seitens der Verwaltung
1823 und 1824 zur Besteuerung aufgestellt wurde, nennt in Heven
127 Landbesitzer, von denen 89 in Heven, 25 in Herbede, 8 in
Querenburg, 2 in Langendreer und je einer in Witten, am
Crengeldanz und in Lütgendortmund wohnen. Neben den 17
Bauernhöfen war die Zahl der Kötterstellen inzwischen auf 72
angestiegen. Gleichzeitig nennt das Hevener Urkataster 78 Haus-
bzw. Hofstellen, woraus wir folgern können, daß 11
Kötterstellen zu dieser Zeit gerade neu angepachtet worden
waren und von ihren Besitzern nun eingerichtet wurden.
Die in der folgenden Tabelle aufgelisteten 61
Hevener Kötter- oder kottenähnlichen Stellen wurden vor 1824
eingerichtet. Die Kotten 1 - 13 sind die ältesten. Dieses ist
daran zu erkennen, weil sie einmal schon vor dem 18ten
Jahrhundert genannt wurden und zum anderen 1784 bei der Teilung
der Hevener Mark Markenlandanteile erhielten. Die zweite Gruppe
der Kotten bilden Nummer 14 - 28. Sie wurden 1775 mit den
vorgenannten Kotten in der Inventarliste des verstorbenen
Freiherrn von Elverfeldt mit der jährlichen Abgabe eines
Rauchhuhns genannt, d.h. sie waren schon vor 1775 gegründet
worden. Die Kötterstellen 29 - 61 wurden nach 1775 und vor 1824
eingerichtet. Sie liegen größtenteils im ehemaligen Allmende-
bzw. Markenland und besitzen 1824 eine Haus- bzw. Hofstelle. Der
in der Tabelle unterstrichene Name ist der des Kottenbesitzers
im Jahre 1824. Die Familien Brinckhoff, Moritz Hard, Hasenack
gen. Ortmann, Kemper, Köllermann, Lapp, Peters (I), Peters
(II), Stüber, Johann-Heinrich Wegmann wohnten zwar 1824 schon
in Heven und hatten hier Land angepachtet, sie besaßen jedoch
noch kein eigenes Wohnhaus.
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Die Besitzer und späteren Eigentümer
der bis 1824 gegründeten Hevener Kotten bzw.
kottenähnlichen Siedlungsstellen |
Zustand |
Lage |
1 |
Beermann (1572), Hackert gen.
Beermann, Schmidt, Kurze |
vorhanden |
Kleinherbeder Str. 4 |
2 |
Bormann 1606, Dönhoff gen. Bormann,
Dönhoff, Werth |
1901 Brand |
Dorfstr. 29 |
3 |
Lammert 1572, Tölner, Frahne gen.
Lammers, Nölcken, Emil Schröer, jetzt Firma
J.D.Neuhaus „Windenschmitte" |
vorhanden |
Dorfstr. 2 |
4 |
Möller 1572, Hagedorn gen. Möller, Dönhoff
gen. Möller, Alfred Schröer |
ersetzt |
Kleinherbeder Str. |
5 |
Nölcken 1572, (Grünewald gen.) Woesthoff
gen. Nölcken, Bach, Rosendahl |
um 1890 ers. |
Universitätsstr. 48 |
6 |
Ringelbandt 1572, Stratmann,
Stratmann, Dietze |
ersetzt |
Hevener Str. 63a-e |
7 |
Schoeler 1611, Marre gen.Schoeler,
Beckmann gen. Schmidt, Beckmann (im Keupenberg), Firma
J.D.Neuhaus (vorderer Parkplatz) |
vor 1920 abgerissen |
Windenstr. (3)
|
8 |
Vrackman 1572, Frackmann,
Brockhaus, Rüping, |
1984 ersetzt |
Kleinherbeder Str.2
|
9 |
Weßbergh 1545, Weßberg, Wesberg |
vorhanden |
Menkenstr.28 |
10 |
Espey 1732, Kopman 1775, Koopmann,
Wegmann, Beilmann, Kriener |
vorhanden |
Espeu 10 |
11 |
Feumann (?) 1732, Ortmann 1775,
Hasenacker gen. Ortmann, Eickel gen. Ortmann,
Eickel gen. Ortmann |
vorhanden |
Hevener Mark 11 |
12 |
Niggehaus 1606, Neuhaus, Firma
J.D.Neuhaus |
um 1900 Brand |
Windenstr. 2
|
13 |
Plöger 1572, Pleuger, Neuhaus,
Wilkels (Wegerhoff), Neveling, Firma J.D.Neuhaus, |
jetzt Fabrikhallen |
Windenstr.
Firma J.D.Neuhaus |
14 |
an der Crone 1775, Kampmann |
|
Kronenstr. |
15 |
Beckmann (1732), Schneider, Mittelste Berghaus,
Brinkhoff |
vorhanden |
Windenstr. 7 |
16 |
der neue Kötter an der Wesberg 1775, Spliethoff,
Kogelheide |
vorhanden |
Menkenstr. 26 |
17 |
Dreebusch 1775, Drebusch, - Krämer,
Lütkehetmann(47), Kelter, Pohlmann (45) |
vorhanden |
Universitätsstr. 45, 47 |
18 |
Herdegen in der Wannebeck 1775, Herdegen,
wurde wegen Baufälligkeit abgerissen |
abgerissen |
Fischertalweg |
19 |
Hollweg, Wegmann am Hollenweg, Königsbüscher,
Macke, Eickel, Wollenhaupt, Maiwald |
ersetzt |
Am Steinberg 2 |
20 |
Hübscher 1775, Hübsche, Kremer,
Wesberg |
1951Brand |
Am Steinberg 4 |
21 |
Keupenberg (I) 1775, Beckhofes-Kotten
1748, Beckmann im Keupenberg, Beckmann, Beckmann,
Lochner |
vorhanden |
Dorfstr. 10 |
22 |
Keupenberg (II) 1775, Voeste im
Keupenberg , Madel, Madel, Langewiescher |
vorhanden |
Dorfstr.12 |
23 |
Krumbeck 1775 (gen. Beermann), Krumbeck
gen. Becker, Felsch, Felsch, Klein |
vorhanden |
Hevener Str. 59 |
24 |
Oberste Knapmann 1775, Schröer,
(Bormann gen.) Körmann, Heller, Overberg |
|
Steinhügel 126, Ecke Menkenstr. |
25 |
Ölmüller bis 1695, Lütge Hetmann, Hetmann,
Luhn, Westarp, Werner Marten 1947-83, Verwaltung der
Freizeit Kemmade |
ersetzt |
Querenburger Str. 29 |
26 |
Schulte in der Marck (Witwe) 1775, Bremer
Geilenbrügge, |
|
Hevener Mark 21 |
27 |
Unterste Knapman 1775, Dreier auf dem
Knappe, Steinkuhl, Bormann, Usadel |
|
Knapp 1 |
28 |
Voeste am Heyenberge 1747, 1775, Eickel,
Eickel 1903 durch Neubau ersetzt, Maiwald |
1903 Brand |
Universitätsstr. 49 |
29 |
Bergmann,
Bergmann |
|
In der Lake 17 |
30 |
Bergmann,
Bergmann, Kanu-Club, durch Neubau ersetzt |
ersetzt |
In der Lake 7 / 7a |
31 |
Blennemann,
Blennemann und Wohlfahrt |
vorhanden |
Kleff 188 |
32 |
Brenecker |
|
Kronenstr. |
33 |
Dönhoff gen. Möller,
Burg, Lohmann, Marg, Wittenborg, Butterworth, Schücking,
Sonnenschein-Brennerei |
vorhanden |
Alter Fährweg |
34 |
Einwohnerhaus des Spliethofes,
Twellhegen, |
zerstört 17.5.1943 |
Insel (6) |
35 |
Einwohnerhaus des Zurnedden-Hofes,
Peters, Voß, |
|
Herbeder Str. 300 |
36 |
Einwohnerhaus des Zurnedden-Hofes,
Richstein |
|
Knapp 2 |
37 |
Frahne gen. Wöstenhoff,
Eigent. Zeche Vincenz, Grotehusmann |
vorhanden |
Hevener Mark 20 |
38 |
Freudewald,
Lapp, (wegen Bergbauschäden um 1955 abgerissen) |
abgerissen |
zwischen Friedhof und Steinhügel 104 |
39 |
Hautkapp gen. Messing, Messing,
Stadt Witten, wegen Baufälligkeit um 1965 abgerissen |
abgerissen |
Vor Dorfstr. 10, neben Dorfstr. 8 |
40 |
Körmann,
Peters, |
zerstört
17.5.1943 |
Insel (2) |
41 |
Körmann, G.,
Kaschuga, Biederbick, Kribbenholt |
vorhanden |
In der Lake 13, |
42 |
Körmann, J.R., Eickel-Ortmann,
Fischenberg, |
|
Hevener Mark 19 |
43 |
Kracht,
Kracht, Firma Aug. Lohmann, Dubre’ |
vorhanden |
In der Lake 9 |
44 |
Krieger,
Kottenberg, Stadt Witten |
abgerissen |
stand nach Dorfstr. 8, vor Dorfstr. 10 |
45 |
Mittelste Berghaus, Berghaus,
Brocke, |
abgerissen |
Herbeder Str. , Ecke In der Lake |
46 |
Nölcken
(gehörte einst zum Nölcken-Kotten), Krämer, Nölcken,
Schümann |
vorhanden |
Universitätsstr. 54 |
47 |
Ortmann auf dem Knappe, Menken, Storckmann,
Menken, Schroll |
ersetzt |
Steinhügel 120 |
48 |
Rensing,
Katthagen, |
zerstört
17.5.1943 |
Insel (7) |
49 |
Salzhaus der Gemeinde Heven, Scholer,
Stüver, Pothmann |
vorhanden |
In der Lake 23 |
50 |
H.Zurnedden,
Scheve, Buhr, Schmidt,
Kückelmann |
vorhanden |
Kleff 36 |
51 |
Schmidt auf dem Knappe, Bergstein,
Wegmann, Beckmann |
vorhanden |
Steinhügel 115-117 |
52 |
Königl. Schleusenhaus,Schöler,
Strombauverwaltung Ruhrort, Rosendahl |
vorhanden |
Insel Schleusenhaus |
53 |
Schule
der
Gemeinde Heven, wurde beim Straßenbahnbau 1926/27
abgerissen |
abgerissen |
vor Dorfstr. 11 |
54 |
Stauben, Kiepenheuer,
Kiepenheuer, Rosiny-Mühlen, Bäcker, Schmitz |
|
Ecke Kleff - Knapp |
55 |
Stemberg, D.W.,
Rohde-Steinberg, Fuß |
ersetzt |
Am Steinberg 6 |
56 |
Thiemann |
|
Fahrendelle |
57 |
vom Sondern,
Kracht, |
zerstört
17.5.1943 |
Insel (5) |
58 |
von der Höh,
Seving, Seele, Trosbach |
vorhanden |
Hevener Mark 26 |
59 |
Wegmann, F.Wegmann, Böcker,
Schmale, Liedtke und Böcker |
vorhanden |
Menkenstr. 5 |
60 |
Wolfeskuhler gen. Brune, Brune |
vorhanden |
Kleff 149 |
61 |
Zurnedden,
Grieb |
|
Hevener Mark 23 |
|