Am 21.Januar 1933
schrieben die Groß-Bochumer-Nachrichten folgen Zeitungsartikel:
Das große Bauprojekt für Bochum
- Bau eines Stausees
Pläne des Ruhrverbandes - Im
Sommer soll mit der Arbeit begonnen werden
Der Geschäftsführer des
Ruhrverbandes Dr. Ing. Dr. h.c. Karl Imhoff gab liebenswürdigerweise einem
unserer Mitarbeiter Auskunft über den Stand der Arbeiten des Ruhrverbandes.
„Im Jahre 1927 faßte man den
Plan, die Ruhrstrecke von Hengstey bis zum Rhein durch acht Stauseen
aufzuteilen, die die Reinigung des Ruhrwassers durch Vergrößerung der
Durchlaufzeit selbsttätig vornehmen. Für das Bochumer Gebiet plante man
den Stausee bei Herbede. Die Pläne hierzu wurden im Jahre 1930
ausgearbeitet. Im Jahre 1931 wurde der Ausbau wegen der eintretenden
schlechten Wirtschaftslage zurückgestellt.
Für den Herbeder See fand man
eine Zwischenlösung, zu deren Durchführung nicht so große Mittel
erforderlich waren. Jetzt traten aber Schwierigkeiten von Seiten einer Zeche
ein. Für Monate wurden die Ölbachteiche bei der Zeche Klosterbusch außer
Betrieb gesetzt. Lange Zeit wurden Beobachtungen der oberirdischen und
unterirdischen Wasserverhältnisse des Gebietes gemacht. Es ergab sich, daß
der Zulauf zu der betreffenden Grube unabhängig von dem Betriebe der
Ölbachteiche ist und damit auch dem Ausbau des Herbeder Sees aus dieser
Hinsicht heraus keine Schwierigkeiten erwachsen können. Innerhalb der drei
Betriebsjahre der Ölbachmündungsteiche hatten sich 24000 Kubikmeter
Schlamm in ihnen abgesetzt.
Die Pläne zum Bau des Herbeder
Sees liegen den Behörden schon vor. Der Stausee wird sich in einer Länge
von fast fünf Kilometern von der Ruhrbiegung bei Knapp kurz hinter der
Kläranlage bei Witten bis zum Kraftwerk Stiepel an der Kemnader Brücke
erstrecken. An seiner breitesten Stelle wird der See fast 500 m breit sein.
Im Sommer dieses Jahres soll mit dem Bau begonnen werden.
Für dieses Jahr sind zu der
Durchführung der Arbeiten 700000,- Mark bewilligt worden. Das Gelände
befindet sich schon zum größten Teil im Besitz des Ruhrverbandes. Um eine
möglichst große Zahl von Erwerbslosen beschäftigen zu können, werden die
Arbeiten hauptsächlich als Handarbeit durchgeführt werden. Überall da, wo
sie wirtschaftlich vertretbar ist, soll sie durchgeführt werden. Die Erde
für die Dammaufschüttungen kann in unmittelbarer Nähe gewonnen werden und
mittels Loren an ihren Platz geschafft werden. Gleichzeitig soll aus einem,
dem Ruhrverband gehörenden Steinbruch das nötige Material für die
Uferbefestigungen herangeschafft werden.
Von den Bochumer Erwerbslosen
könnten dann über 1000 Arbeiter beschäftigt werden. Durch eigene
Einnahmen aus der Wasserkraft des Sees und Ausnutzung des Strandgebietes
durch eine Seegesellschaft kann bei geringem Zinsfuß die Anlage
wirtschaftlich gemacht werden.“
Bis hierhin die Ausführungen
Dr.Imhoffs. Wir sind es gewohnt, von amtlicher und halbamtlicher Seite in
den letzten Jahren optimistische Auffassungen und große Pläne zu hören.
Wir würden es jedoch wirklich begrüßen, wenn endlich einmal durch dieses
Projekt, wenigstens in kleinerem Maße für 1000 Bochumer Arbeiter
Arbeitsmöglichkeiten besorgt würden. Bei der großen Zahl der Bochumer
Erwerbslosen kann dem Plan eine besonders große Bedeutung allerdings nicht
zugemessen werden. Hoffentlich kommt nicht im letzten Augenblick eine
Entscheidung, daß aus wirtschaftlichen Gründen und unvorhergesehener
Schwierigkeiten der Plan zurückgestellt werden muß.
Wie obiger
Zeitungsbericht andeutet, war im Ruhrbereich zwischen Herbede, Heven,
Querenburg und Stiepel seit 1927 ein Stausee geplant. Mit den Bauarbeiten
sollte im Sommer 1933 begonnen werden, wobei 1000 Erwerbslose dabei
Beschäftigung finden sollten. Sinn und Zweck des Stausees sei eine sicherere
Trinkwasservorsorgung des Reviers und eine Nachklärung des Ölbaches sowie
der Schaffung eines Naherholungsgebietes. Doch realisiert wurde dieses
Bauvorhaben erst 43 Jahre später, weil damals zum einen die wirtschaftliche
Lage es nicht zuließ und zum anderen die Zechen Holland und Klosterbusch
Wassereinbruch befürchteten und die Firma Lohmann ihr Wasserrecht gefährdet
sah, das sie im 19.Jahrhundert durch den Kauf der alten Herbeder Zwangsmühle
erworben hatte. Doch mit der Stillegung der beiden Zechen zu Beginn der 60-er
Jahre (Zeche Klosterbusch 31.07.1961) und der Begrenzung der Stauhöhe auf 72
m NN am Kemnader Wehr, wobei der Firma Lohmann ein Wasserrecht von 30 m³/s
zugestanden werden konnte, waren die Hindernisse aus dem Wege geräumt.
Beschleunigend wirkte auch noch der Landtagsbeschluß vom 18.07.1961 zur
Gründung der Ruhr-Universität Bochum in Querenburg aus.
Für den Grunderwerb
der benötigten 125 ha mußten 34 Mill. DM und für die primären
Erstellungskosten 125 Mill. DM aufgebracht werden, von denen das Land NRW 60 %
trug. Die zweite Ausbaustufe verschlang knapp 50 Mill. DM. Das Land NRW
übernahm davon 40 Mill. DM. Den Rest trug die gegründete
Freizeitgesellschaft Kemnade (FZK), deren Anteilseigener
der Siedlungsverband
Ruhr bzw. heute der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) mit 69,9 %, die Stadt
Bochum mit 12,6 %, die Stadt Witten mit 7,5 %, der Ruhrverband mit 5 % und der
Ennepe-Ruhr-Kreis für die frühere Stadt Herbede mit 5 % sind.
Nun folgen einige Daten zur Größe
und Chronologie des Kemnader Stausees:
Stauinhalt
3 200 000 cbm
Stauziel über N.N. 72 m
Stauhöhe 2 m und in der Regattarinne 3 m
4 Wehrfelder a 25 m = 100 m
maximaler Durchlaß 2300 cbm/s
Wasserfläche 125 ha
Staulänge 3000 m
Breite 430 m
Rundwegenetz 10 km
|
Die vorangehenden Planungen
und Untersuchungen der zu erwartenden Strömungen innerhalb des Sees
führte die Universität Karlsruhe anhand von Modellen durch. |
21.05.1976 |
erster Spatenstich
(Spundbohlen wurden in den Boden gerammt) |
08.06.1977 |
Beginn des Einfahrens der
Wehrklappen |
09.08.1978 |
wurde die letzte Wehrklappe
eingehängt, (jede wiegt 50 t) |
01.09.1979 |
feierliche Eröffnung des
aufgestauten Sees |
13.09.1980 |
feierliche Freigabe des
Stausees an die Bevölkerung |
1981 |
Errichtung einer
Fußgängerbrücke am Kemnader Wehr |
1982 |
Neubau der Schleusenkammer
(Herbeder Schleuse), Errichtung einer Fußgängerbrücke über die A43
zum Schwerpunkt Herbede |
1982 /
83 |
wurden die Gebäude der
ehemaligen Zeche Gibraltar in Overney zu Bootshallen für Ruderer,
Kanuten und Surfer umgebaut |
1983 |
wurde Luhns-Mühle für FZK
erworben (ab 26.02.1991 FZK-Verwaltung) |
07.04.1984 |
Grundsteinlegung des
Heveney-Bades, Einweihung des Segelhafens und des Seglerhauses |
25.04.1984 |
MS-Kemnade-Schiff wird zu
Wasser gelassen |
01.09.1984 |
Freigabe der
Fußgängerbrücke, die der Autobahn angehängt ist |
25.08.1984
(WAZ) |
der Verein ProGrün droht den
Städten Witten und Bochum mit Klage gegen den Weiterbau der U35 zum
Kemnader Stausee und nach Witten |
04.05.1985 |
Richtfest des Freizeitbades |
27.05.1987 |
ein Mann ertrinkt im Stausee
(19.06.in Hattingen angeschwemmt) |
Pfingsten
1987 |
neue Schwalbe wird in Dienst
gestellt |
3.06.1987 |
letzte Fahrt der alten
Schwalbe |
09.Nov.1987 |
Sauna des Freibades ging in
Flammen auf (erst 1986 installiert) |
1989 |
Bau einer Brücke eigens für
Fußgänger am Ölbach |
Ende
August 1989 |
kranke Enten und Schwäne im
Stausee |
|
Vorderseite der Einladung zum Seefest im Jahre 1989 (Die Graphik zeigt eine
von einem Ritter getragene Nixe, wobei symbolisch wohl die Nixe für den See
und der Ritter für beiden Burgen „Haus Herbede“ und „Haus Kemnade“,
zwischen denen der See liegt, stehen.) |
Herbst
1989 |
erste Fahrt der Museumsbahn
im Ruhrtal |
ab
1990 |
Inselbildung im
Anfangsbereich des Sees (Ruhrboden) |
3.09.1992 |
Freigabe des 1.Teilstücks
der Seestraße zwischen A43 und Herbeder Ruhrbrücke |
1992 |
Einrichtung einer
Inertstoff-Deponie zwischen A43, Seestraße und Ruhr |
Herbst
1998 |
Bau eines
Indoor-Beachsport-Centers zwischen A43, See- und Universitätsstraße |
1999 |
weiterer Ausbau der See- und
Universitätsstraße in Richtung Luhns-Mühle |
ab
2002 |
starke
Wasserpest-(Elodea-)Vermehrung, so daß Mähboote eingesetzt werden
müssen |
2003 |
zwischen Seestraße, der Ruhr
und der A43 entsteht eine öffentliche 9 Loch-Golfanlage, die das
Gelände der ehemaligen Inertstoff-Deponie mit einschließt,
Fertigstellung 2006, Erweiterung der Parkplatzflächen am Freizeitbad
Heveney |
Herbst
2004 |
Erweiterung und
Modernisierung des Freizeitbades Heveney „Die Entwicklung vom
Spaßbad zur Ruhrtaltherme“ |
30.04.2005 |
Geschäftführer des FZK
Diplom Ingenieur Klaus-Dieter Beier geht in den Ruhestand. Er war 27
Jahre für die Naherholung am See zuständig und davon 13 Jahre als
Geschäftsführer |
01.06.2005 |
Wilfried
Perner ist neuer Geschäftführer des FZK |
09.07.2005 |
Freigabe
des 500 m² großen Außenbeckens und des großen Ruheraumes beim
Freizeitbad Heveney (Baukosten 3,8 Mil.€) |
März-Anfang April 2006 |
Reparatur der „Herbeder
Schleuse“ |
29.03.2006 |
Anlieferung und
Wasserung der neuen Fähre, die an der Insel zwischen Schleuse und
Ruine Hardenstein zum Personentransport eingesetzt werden soll, im
Hafenbecken des Kemnader Stausees.
Zur Fähre: Der Rumpf stammt aus Holland und die Fertigung erfolgte in
der Herbeder Gerberstraße. Die Fähre ist 9,80 m lang und 2,80 m breit.
Der Antrieb erfolgt über einen 7 KWh starken mit Batterie betriebenen
Elektromotor. Eine Batterieladung reicht für den Betrieb von 1,5 Tage.
Die Erstellungskosten belaufen sich auf 238000 €. |
30.04.2006 |
Taufe der neuen
Ruhr-Fähre auf den Namen „Hardenstein“.
Die Fähre fährt augenblicklich täglich von 10-17 Uhr. Sie soll künftig
die beiden Ruhrufer von 9-20 Uhr verbinden, wobei jeweils bei einer
Überquerung nur maximal 16 Personen befördert werden dürfen.
Mitgeführte Fahrräder zählen für den Transport als Person. |
14.10.2006 |
Abschluß der
Fährsaison
68000 Menschen wurden ab April über die Ruhr befördert. |
13.10.2011
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Fertigstellung des Kraftwerkes an der rechten
Seite der Sperrmauer des Kemnader Stausees bei 64,245 Ruhr-km
::
Sperrmauerhöhe 72 m N. N. ::
Fallhöhe 2,40 m, Wassermenge 35 – 15 m³/s ::
erzeugter Strom 3700000 kWh/Jahr mit Kaplanturbine
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